Wir fahren heute nach Ladbergen ins Münsterland, wo der Verein zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden das nunmehr dritte Benefiz-Konzert im Advent mit Ludwig Güttler veranstaltet. Der Verein besteht hauptsächlich aus dem Gastwirt und seiner Agentur. Wer also im Münsterland ist: Ich mache den Einlass - wer ohne Karte kommt und "Heute schon Aufgelesen?" als Parole ausgibt, kommt dennoch rein! Tucholsky war übrigens nie in Ladbergen, hat aber dennoch was Passendes geschrieben...
Die Musik kommt
Nun zwängt, die sonst Musik die Töchter lehrte,
sich ins Schwarzseidene mit dem Krachkorsett;
und daß man Haydn, Bach und Koschat ehrte,
beweist man durch Gesang und am Spinett.
Nun schlagen wieder löwenmähnige Meister
mit ihren Pranken auf die Flügel ein,
und fiedelt jemand Violin, dann heißt er
Mischka und soll erst sieben Jahre sein.
Du siehst mich lächelnd an, Eleonore -
auch du, Geliebte, seist ein Singtalent?
Doch jach entfleucht durch meinem rechten Ohre,
was dein Sopran mir in das linke flennt.
Ach ja, der Herbst! Die Blätter werden gelber,
und jedes Mädchen kriegt ein hohes C,
und auch der Muhsikpädagoge selber
stund auf und tremolieretee . . .
Du Stadt der Lieder, bist du nicht verwundert?
So jedes Jahr hast du um den Advent
Musikkonzerte Stücker achtzehnhundert -
doch mit Gewinn: nur sechseinhalb Prozent.
Theobald Tiger, Die Schaubühne, 09.10.1913, Nr. 41, S. 981. (c) Rowohlt Verlag
haben ihren Wert, jedoch nur hie und da. Nicht jeder, der nach Indien fährt, entdeckt Amerika (Erich Kästner).
Gefunden in der Süddeutschen Zeitung von Birgit.
Heute ist Thanksgiving - in Amerika für Truthähne ein so trauriger Tag wie bei uns der Martinstag für die Gänse. Wieso die deutsche Truthahnzuchtindustrie Thanksgiving noch nicht auf die Liste einzuführender Feiertage gesetzt hat, entzieht sich meiner Kenntnis, wahrscheinlich ist das nur noch eine Frage der Zeit. Wenn es so weit sein sollte, werde ich den Verein dagegen gründen und den letzten Donnerstag im November zum Tag des Grünen im Grauen erklären: Das ist, im traurigen Monat November, der Auftakt zur Grünkohlsaison, weil es erfahrungsgemäß in der Woche zuvor immer einmal friert. Rezepte für leckeren Grünkohl gibt es im Norddeutschen en masse – meins hat auch eine Geschichte:
Grünkohl ohne Pinkel
Als meine Altvorderen aus dem deutschen Ausland nach Ostfriesland kamen, wussten sie noch nicht, was ihnen da blüht. Vor allem eine Einladung zum Grünkohlessen, im Prinzip und angesichts der Lebensumstände in der Nachkriegszeit voller Dankbarkeit angenommen, ließ die Guten nachdenken: "Nu giv’t Kool met Pinkel!" hieß es. Das ließ die Einwanderer aus dem Morgenland erschauern, denn dass die Kultur hier so wenig hoch gehalten würde, das hätte man nicht gedacht. Mit Schaudern ging man von dannen.
Seitdem gibt’s bei uns immer Grünkohl ohne Pinkel, was auch für die Linie besser ist, denn die Pinkelwurst besteht fast nur aus fettem Speck und Hafergrütze...
Für die Zubereitung des Kohls braucht man einen sehr sehr großen Topf. In den kommt, auch wenn es ungesund klingt, Schmalz. Zum Schmalz gesellt sich eine zerschnittene große Zwiebel. Unter ständigem Rühren glasig dünsten und dann den zuvor zweimal in heißem Wasser gewaschenen Kohl hinzufügen. Im Topf wird der Kohl mit einem scharfen Messer klein geschnitten ("Amoklauf im Kochtopf").
Mit etwas Brühe aufgießen, damit nichts anbrennt (wir lassen ja sonst auch nichts anbrennen, oder?). Die Geschmackskomponente "würzig" erzielen wir einerseits durch eine leichte Gabe frisch gemahlenen Pfeffers und ggf. etwas Salz, aber hauptsächlich durch Beigabe von geräuchertem Bauchfleisch, luftgetrockneten oder frischen Mettendchen und Kassler. Unter den Kohl hieven und mitkochen lassen. Hafergrütze (gibt's im Reformhaus!) gehört auch hinein - sie bindet den Kohl, macht ihn sämig und bringt eine zusätzliche nussige Geschmackskomponente.
Etwa 30 Minuten köcheln, dann die Energie wegnehmen und den Inhalt des Topfes nachgaren lassen. Das Geheimnis des Kohls ist, frei nach Wilhelm Busch, dieses: ...wofür sie besonders schwärmt, wenn er wieder aufgewärmt! Also: Kohl kühl werden lassen, wieder erwärmen, kühl werden lassen, wieder erwärmen - drei- bis vier Mal wär’ schon recht!
Servieren sollte man immer reichlich Grünkohl mit Salzkartoffeln und - für Kassler und die Würste - Senf und Meerrettich. Dazu trinkt man keineswegs nur Pils, sondern gerne auch einen Weißwein!
Im Stapel der täglichen Spam-Post aus dem Briefkasten befand sich eine Herausforderung. Ein Puzzle - aus vier Teilen!
Das ist ja schon eine an sich sehr, sehr schwere Aufgabe, müssen sich die Marketingmenschen des Absenders gedacht haben. Und weil sie mich nicht in tiefe Depression stürzen wollten, gaben sie freundlich eine Hilfestellung.
Ich habe dann nur noch zehn Minuten gebraucht, um das Puzzle wirklich zu lösen und wollte es schon hoch erfreut auf den Weg bringen, um des Rätsels Lösung zu gewinnen, als ich das Anschreiben erstmals las. Meine Herrschaften, die müssen mich ja verwechselt haben!
Gemütlicher Fernsehabend? Herumzappen? Sofa? Knabbern? Und Wein nur "vielleicht"? Nein, das bin ich nicht! Und deswegen brauch ich auch nicht die richtige Fernsehzeitschrift - weder Today noch überhaupt...
Eine der schönsten Einrichtungen funktionierender Bürokratien ist die Frühstücksrunde. Die heutige brachte mir die Erkenntnis, dass zu Wendezeiten hier zu Lande alle Frauen sich plötzlich mit Chanell No. 5 eindieselten, weil das erstens bekannt gewesen sei als Begriff und zweitens prestigeträchtig und drittens plötzlich zu haben gewesen sei. Wobei meine Informantin diesen Geruch schlimm fand und ihn mit Mensa-Mief verglich, was die Wirkung anbelange. Nun suche ich einen Parfumhersteller, der diese Idee zum Geschäftserfolg ummünzt: Mensa Mief Men (MMM, Vertrieb nur übers WWW) und später dann aus der Schonkostabteilung Mensa Mief Woman.
Und die DDR bis 1990. Doch in Berlin geht man munter mit alten Praktiken ins 21. Jahrhundert: In der Humboldt-Universität sind noch immer zwölf Überwachungskameras aus DDR-Zeiten in Betrieb. Fand ein Jurastudent heraus und schreibt jetzt unsere Lieblingszeitung. Angeblich würden die Kameras nicht zum Überwachen genutzt, sondern zeigten lediglich den Haustechnikern an, welcher Professor Probleme mit der Einstellung der Saalmikrofone habe. Doch die Hausmeister sind offensichtlich geschult pflichtbewusst und mahnen auch schon mal Professoren und Studenten an, das Kaffee-Trinken sein zu lassen...
Nein, es soll keiner sagen, er habe nichts gewusst. Eckhard Henscheid hat schon 1985 über den Spitzentelefoneur Möllemann geschrieben, mit netten Schlüsselsätzen wie "doch, klaro, ich zahle cash zurück - d.h. indirekt durch Leasing Business mit den Saudis!" Noch Fragen?
Schloss Wackerbarth ist ein Barocklandsitz mitten in den Lößnitzbergen bei Radebeul etwas elbabwärts von Dresden. Reichsgraf August Christoph von Wackerbarth war selbst Baumeister und hat vermutlich die Pläne seines Alterswohnsitzes selbst entworfen - doch als Baumeister ist Johann Christoph Knöffel verantwortlich. Auf dem Gelände hat das Sächsische Staats-Weingut "Schloss Wackerbarth" seinen Sitz. Umgebaut ist es in den vergangenen zwei Jahren, was sich der Freistaat Sachsen etwa 15 Millionen Euro hat kosten lassen. Moderne Kellertechnik macht allerdings die Besucher nicht so an wie alte Statuen und romantische Blicke - doch auch die gibt's genug...
Auf Schloss Wackerbarth. Im Hintergund die Volkssternwarte Adolph Diesterweg. Aufgenommen am 24.11.2002, 15:05 Uhr Bild: UVS
Auf dem Wochenmarkt um die Ecke gibt es immer diese leckeren Champignons. Die müssen sich heute mit den Spaghetti vermählen und tun das für zwei Personen bemessen wie folgt:
300 g Champignons putzen (züchtig wie sie sind, ist da meist nicht viel zu machen) und vierteln (die kleinen) bzw. achteln (die großen). Zwei bis drei Schalotten schälen und in klitzekleine Würfel schneiden. Zwei bis drei Konoblauchzehen eifern den Schalotten nach: geschält, gewürfelt, aber ganz klitzeklein. Petersilie (lieber Blatt- als krause) klein schneiden - das heißt, der Fachmann sagt da ja wohl: wiegen. Aber ich weiß noch wie heute, dass ich als Kochanfänger einmal las: "Petersilie fein wiegen" und dann diesen peinlichen Anruf bei Muttern starten musste, weil ich wissen wollte, warum man die Petersilie auf 'ne Waage legen soll, bevor sie ins Gericht kommt. Sei's drum.
In einer Mischung aus allerbestem Olivenöl und etwas Butter werden nun Schalotten, Champis und Knoblauch in dieser Reihenfolge rührend erhitzt. Salz und Pfeffer (frisch aus der Mühle, wie sonst?) kommen hinzu, kurz vor dem Servieren auch noch die Petersilie - sonst nichts.
Die übliche Menge Spaghetti (bei uns: 100 g pro Person, anderswo mehr) sollten just zu diesem Zeitpunkt bissfest fertig sein.
Parmesan reiben - reichlich! Und servieren, und genießen. Und lecker!
gab es gestern Abend beim Bundes-Presseball. Tausende, sagen sie in den Nachrichten. Bei uns gibt's heute wieder Spaghetti.
Unsere Lieblingszeitung vermeldet in der Print-Ausgabe unter Berufung auf dpa unter der von mir übernommenen Überschrift, dass ein 50jähriger Schwede mit den Parametern "Wissenschaftler, Vater von zwei Kindern" mit Brandblasen an Penis und Hoden in ein Krankenhaus eingeliefert worden sei. Als Ursache ermittelte der behandelnde und darüber schreibende Facharzt "eine etwa einstündige Heimarbeit zwei Tage zuvor mit dem tragbaren Computer direkt auf dem Schoß".
Da muss ich doch, nachdem ich gestern Abend zwei Stunden mit meinem tragbaren Apfel auf dem Schoß gearbeitet habe, nachschauen.
Irgendwann ist es immer das erste Mal. Und danach? Wieder das erste Mal. Zumindest in Magdeburg, wo dem in ein Parkaus einfahrenden Autofahrer ein Schild signalisiert, dass "jede 1. Stunde" ein Euro Parkgebühren kosten. Fast so schön wie der Politiker- und Wirtschaftsbossdummschwatz von der "allerersten Priorität"...
Die Eindrücke der Leere, die nicht nur durch Otto von Guericke und dessen Überlegungen meinen Kopf beherrschen, führen stracks zu Überlegungen, die ein Berufener schon vorgedacht hat...
Zur soziologischen Psychologie der Löcher
Ein Loch ist da, wo etwas nicht ist.
Das Loch ist ein ewiger Kompagnon des Nicht-Lochs: Loch allein kommt nicht vor, so leid es mir tut. Wäre überall etwas, dann gäbe es kein Loch, aber auch keine Philosophie und erst recht keine Religion, als welche aus dem Loch kommt. Die Maus könnte nicht leben ohne es, der Mensch auch nicht: es ist beider letzte Rettung, wenn sie von der Materie bedrängt werden. Loch ist immer gut.
Wenn der Mensch 'Loch' hört, bekommt er Assoziationen: manche denken an Zündloch, manche an Knopfloch und manche an Goebbels.
Das Loch ist der Grundpfeiler dieser Gesellschaftsordnung, und so ist sie auch. Die Arbeiter wohnen in einem finstern, stecken immer eins zurück, und wenn
sie aufmucken, zeigt man ihnen, wo der Zimmermann es gelassen hat, sie werden hineingesteckt, und zum Schluß überblicken sie die Reihe dieser Löcher und pfeifen auf dem letzten. In der Ackerstraße ist Geburt Fluch; warum sind diese Kinder auch grade aus diesem gekommen? Ein paar Löcher weiter, und das Assessorexamen wäre ihnen sicher gewesen.
Das Merkwürdigste an einem Loch ist der Rand. Er gehört noch zum Etwas, sieht aberbeständig in das Nichts, eine Grenzwache der Materie. Das Nichts hat keine Grenzwache: während den Molekülen am Rande eines Lochs schwindlig wird, weil sie in das Loch sehen, wird den Molekülen des Lochs . . . festlig? Dafür gibt es kein Wort. Denn unsre Sprache ist von den Etwas-Leuten gemacht; die Loch-Leute sprechen ihre eigne.
Das Loch ist statisch; Löcher auf Reisen gibt es nicht. Fast nicht.
Löcher, die sich vermählen, werden ein Eines, einer der sonderbarsten Vorgänge unter denen, die sich nicht denken lassen. Trenne die Scheidewand zwischen zwei Löchern: gehört dann der rechte Rand zum linken Loch? oder der linke zum rechten? oder jeder zu sich? oder beide zu beiden? Meine Sorgen möcht ich haben.
Wenn ein Loch zugestopft wird: wo bleibt es dann? Drückt es sich seitwärts in die Materie? oder läuft es zu einem andern Loch, um ihm sein Leid zu klagen - wo bleibt das zugestopfte Loch? Niemand weiß das: unser Wissen hat hier eines.
Wo ein Ding ist, kann kein andres sein. Wo schon ein Loch ist: kann da noch ein andres sein?
Und warum gibt es keine halben Löcher -?
Manche Gegenstände werden durch ein einziges Löchlein entwertet; weil an einer Stelle von ihnen etwas nicht ist, gilt nun das ganze übrige nichts mehr. Beispiele: ein Fahrschein, eine Jungfrau und ein Luftballon.
Das Ding an sich muß noch gesucht werden; das Loch ist schon an sich. Wer mit einem Bein im Loch stäke und mit dem andern bei uns: der allein wäre wahrhaft weise. Doch soll dies noch keinem gelungen sein. Größenwahnsinnige behaupten, das Loch sei etwas Negatives. Das ist nicht richtig: der Mensch ist ein Nicht-Loch, und das Loch ist das Primäre. Lochen Sie nicht; das Loch ist die einzige Vorahnung des Paradieses, die es hienieden gibt. Wenn Sie tot sind, werden Sie erst merken, was leben ist. Verzeihen Sie diesen Abschnitt; ich hatte nur zwischen dem vorigen Stück und dem nächsten ein Loch ausfüllen wollen.
Kaspar Hauser, Die Weltbühne, 17.03.1931, Nr. 11, S. 389 (c) Rowohlt Verlag
Im Osten nichts Neues: Stefan Hermann vom Restaurant „Caroussel“ im Hotel „Bülow Residenz“ in Dresden ist zum zweiten Mal in Folge Sachsens bester Koch. Sagt der Restaurantführer „Gault Millau“ und gab 17 von 20 möglichen (aber bislang nie erreichten) Punkten. „Der Feinschmecker“ hatte aus gutem Grund Hermann zum besten deutschen Nachwuchskoch gekürt. Mit den folgenden Plätzen (auf dem 2. mit 16 Punkten Mario Pattis vom Dresdner „Pattis“, dann mit 15 Punkten Vincent Clauss vom „Schloss Eckberg“ in Dresden) gehen wir noch mit, bei ebenfalls 15 Punkten für Henry Kreher aus dem „Pavillon“ Hartenstein und Uwe Tögel vom Schneeberger „Büttner“ haben wir ebenso Bauchschmerzen wie mit 14 Punkten für „Opera“ in Chemnitz, „Brasserie“ im Gewandhaus und Ristorante „Rossini“ in Dresden, „El Dorado“ in Gröditz. Die Leipziger „Allie´s American Grille“, „Am Wasserschloss, „Coffe Baum“, „Fürstenhof“, „Medici“ und „Michaelis“ in Leipzig haben wir lange nicht pürobiert, da enthalten wir uns. Und vergessen hat der Gault Millaut, wenn die uns vorliegende dpa-Meldung komplett ist, das unserer Meinung nach um Längen beste Restaurant im Chemnitz-Hartenstein-Schneeberger Raum: Drei Schwäne in Zwickau.
Heute in der geheimnisvollsten Geisterstadt der Republik gewesen. Mitten in der Stadt breite Vorzeigechausseen nach sozialistischer Parade-Manier, und kaum ein Mensch unterwegs - weder im Auto noch per pedes. Ob das eine Installation war und ich es nur nicht erkannt habe? Denn aus dieser Stadt kommt der Erfinder der Vakuumluftpumpe, und weil er dieses Jahr 400 Jahre alt geworden wäre, feiert man ihn mit einer Ausstellung. Titel: "Die Welt im leeren Raum".
Völlig richtig: Der Menschen fressende Wolf gehört ins Reich der fabelhaften Märchen. Ich sage nur: Rotkäppchen - und denke ausnahmsweise einmal nicht an Sekt, sondern an – Ringelnatz! Und an die wunderbare Sammlung von Florian Diesch, aus der wir diese Version besonders empfehlen, weil Wölfe ja nur in Sachsen leben...
Der Menschen fressende Wolf (canis lupus, wie der Lateiner sagt) gehört in das Reich der Fabeln, behauptet die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild und wählt ihn zum Tier des Jahres 2003. Wölfe gibt es hauptsächlich in Russland, aber auch in Sachsen und sonst nirgendwo in Deutschland. Das Rudel lebt und liebt in der Muskauer Heide auf einem Truppenübungsplatz [bitte den feinsinnigen Humor unserer Finanzbeamten beachten: das steht unter Immobilien!], wo es sich auch vom gelegentlichen Gefechtslärm nicht beeindrucken lässt.
Wenn der Wolf keine Menschen isst - wovon lebt er denn dann? Gerne von Schafen, aber unsere Lieblingszeitung behauptet, die gebe es in Sachsen nicht. Dafür holen sich die Wölfe Rehe, Schwarzwild, Damwild und vor allem Rotwild. Wenn die gerade aus sind, nötigenfalls auch Dachse, Füchse und Marderhunde oder Bisamratten sowie kleinere Säugetiere und Fische, Kriechtiere und selbst Obst und Früchte. Dann lesen wir noch, dass der Wolf den Rothirsch als Tier des Jahres ablöst. Wahrscheinlich hat er ihn gefressen.
mit Fransen aus Kristallsteinchen. Schreibt die Vogue zum Titel des neuen Heftes, das heute im Briefkatsen steckte (aber noch nicht im Internet zu sehen war: Das Inhaltsverzeichnis wird offensichtlich erst zum Kioskverkaufstag (Mittwoch) aktualisiert. Deswegen beschreibe ich mal, dass man von der 275 mm hefthohen Jeisa rund 190 mm Haare mit Kopf und nackter Schulter, 35 mm Ausschnitt und danach verschränkten Arm sieht. Dann hört das Heft auf, so dass wir gar nicht wissen, wie kurz das Kleid ist. Der sichtbare Hauch von Kleid ist allerdings von der Art wie ich noch nie im Büro eins gesehen habe. Aufregend.
Als am vergangenen Donnerstag die Dresden Werbung und Tourismus GmbH Wissenschaftler der TU Dresden einlud, um ihnen die Vorzüge der Stadt zu preisen, tat sie es in er Gläsernen Manufaktur von VW und beköstigte die rund 200 Gäste im Lesage - dem Restaurant, das wir eigentlich ganz gut finden. Hier durften wir den Unterschied zwischen a la carte und Catering eindrucksvoll mit erleben: Tatar von Tunfisch hatte uns im Mai in der Machart von Chefkoch Thorsten Bubolz mehr begeistert, und auch das Zweierlei der Vierländer Ente war irgendwie einerlei. Uninspiriert ist das Modewort für das, was wir erlebten - mal sehen, wie der Bubolz kocht, wenn das Thema nicht "Profession trifft Vison" lautet, sondern ganz normaler Alltag im Lesage ist.
Seltenheitswert hat diese Aufnahme in mehrfacher Hinsicht: Das Bild entstand am 10. August 2002 - dem Wochenende vor der verheerenden Flut. Aufgenommen wurde es vom Dach der Frauenkirche - die Reportage über diesen aufregenden Besuch muss noch geschrieben werden, denn in den darauf folgenden Tagen hatten wir unverhergesehen Anderes im Sinn. Mittlerweile ist Dresden wieder so trocken wie auf diesem Bild, das zwar rechts eine Elbe mit hohem Wasserstand zeigt, aber eben nur hoch, nicht bedrohlich. Man sieht ansonsten vorne links im Vordergrund das Verkehrsmuseum im Johanneum, dahinter Stallhof und Schloss mit Hausmannturm. Der Fürstenzug wirft leider wie immer einen Schatten auf sich selbst und das 102 Meter lange Porzellanbild – so ist das, wenn man Nordwände (hier die vom Langen Gang am Stallhof) verschönert. Hinter dem Fürstenzug die Hofkirche, die größte katholische Kirche Sachsens.
Dresden von der Frauenkirche elbabwärts gesehen, 10.8.2002. Bild: UVS
Wer Fleisch mag, wird eine Sauce Bolognese nicht vom Nudelteller schubsen. Schon die traditionelle Machart schmeckt – aber was spricht gegen eine feine Variante? Genau: Nichts!
Für einen Vierertisch müssen drei Zwiebeln und zwei Knoblauchzehen (unter der Woche) oder vier Knoblauchzehen (am Wochenende) ihre Schalen lassen. Anschließend kommt das scharfe Messer ran: Dünne Scheiben aus dem Knoblauch (nein, bei uns kommen sie nicht durch die Presse – wir haben Pressefreiheit!) und kleine Würfel aus den Zwiebeln schneiden.
In bestem jungfräulichen toscanischen Olivenöl werden Zwiebeln und Knoblauch angedünstet. 250 g Gehacktes (bevorzugt: halb und halb) hinzugeben und unter ständigem Rühren mit dem Holzlöffel (Holz hilft beim Emulgieren des Öls!) anbruzzeln.
Eine große oder zwei mittlere Möhren (Wurzeln, rot) mit dem Sparschäler rundum cleanen und in kleine Würfel geschnitten zur bisherigen Bolognesegrundlage geben. Rühren – wie immer. Wenn’s brenzlig wird, löschen: Mit etwa 0,2 l passierten Tomaten. Wenn noch Zeit ist, schon jetzt das Geheimnis der Sauce hinzu geben: Ingwer. Und zwar ein etwa drei mal drei Zentimeter großes Stück, in hauchdünne Streifen oder die allseits beliebten Würfel mit 5 mm Kantenlänge geschnitten. Sollten die passierten Tomaten schon im Topf sein, folgt der Ingwer eben dann: Es geht so oder so.
Nun die Gewürzmelange. Es gibt eine recht würzige Fertigmischung “All’ Arrabbiata”: Davon reichlich. Und reichlich Oregano, wenn’s beliebt. Und sollte es die Gewürzmischung nicht geben, dann bitte selber mischen: Peperoni liefert die Schärfe, Kräuter der Provence die Würze. Auf jeden Fall müssen Kräutermischer und Kräutermischungskäufer dann noch ein wenig Selleriesalz und weißen Pfeffer hinzu fügen. Und dann? Rühren!
Die Farbe der Sauce ist noch zu unentschieden, die Sauce zu dünn. Wie praktisch ist da ein Doppelpack doppelt konzentriertes Tomatenmark! Es färbt natürlich rot, es dickt sympathisch und gibt Geschmack vom Intensivsten.
So. Fertig. Fertig? Nein, denn auf kleiner Flamme muss die Sauce noch mindestens dreißig Minuten köcheln, besser sogar eine Stunde: Die Geschmäcker vermischen sich aufs Allerfeinste, und das ist auch gut so.
Abgesehen davon, dass diese Sauce auch so schmeckt, kann man dazu Nudeln kochen. Wir nehmen pro Person 100 g Spaghetti, andere mehr: So viel Freiheit muss sein, das selbst zu entscheiden.
Und dann:
Parmesan reiben - reichlich! Und servieren, und genießen. Und lecker!
Man muss diese Stadt schon sehr lieben, um sie zu verstehen. Da tönen einerseits in vollkommener Missachtung aller Welt drumherum die Offiziellen: Dresden wird die Weihnachtshauptstadt schlechthin. Also wenigstens die Deutschlands, vielleicht sogar Europas, und dann sowieso der ganzen Welt. Andererseits steht den Händlern des traditionellen Stiezelmarktes der Sinn gerade nach Streik. jawohl: Streik. Sie wollen am liebsten den Eröffnungstag die Buden zu halten, schrieben neulich die Dresdner Neueste Nachrichten. Ei verbibbsch, wie das? Naja, bislang wird der Markt vom städtischen Marktamt veranstaltet, in Zukunft soll die Dresden Werbung und Tourismus GmbH das machen. Ich habe nicht so ganz verstanden, was sich für die Beschicker des Striezelmarktes ändert? Aber vielleicht bedeutet das ja, dass nun neu geschmiert werden muss, damit man in die Auswahl kommt - weiß ich nicht, aber warum klammern sie sich sonst so an den alten Betreibern fest? 233 von 430 Bewerbern in diesem Jahr bekamen nur einen Stand, da lohnt sich ein wenig Geneigtheit sicher.
Offiziell eröffnet (ich gehe mal davon aus: Ohne Streik) wird der 568. Striezelmarkt am 25. November, dann ist jeweils von Sonntag bis zum Donnerstag von 10 bis 20 Uhr und am Freitag und Samstag von 10 bis 21 Uhr geöffnet. Am 24. Dezember 2002 gibt es von 10 bis 14 Uhr noch eine Möglichkeit zum Besuch: So viel Striezelmarkt gab es noch nie - auch eine Flutfolge, denn man will den Händlern mehr Umsatz gönnen (den sie in der tat nötig haben).
Der Striezelmarkt ist zwar alt, aber auch sehr voll: Busseweise werden Touris aus der ganzen Republik angekarrt, für die Wochenenden haben wir uns deswegen Innenstadtverbot auferlegt. und an den anderen Tagen ist das Stallhöfische Adventsspektakel im Stallhof am Schloss (28.11.-22.12.) sowieso romantischer...
Wer vor wenigen Wochen die SPD gewählt hat, weil er sie für das geringere Übel hielt, kommt derzeit aus dem Wundern nicht heraus. Es gibt nur zwei Dinge, die trösten: Die Vorstellung, dass es anders auch nicht besser geworden wäre - und dass das, was wir erleben, alles schon mal dagewesen ist.
Der Staatshaushalt
Das Gehalt eines Lokomotivführers ist nicht groß - der Staat vertröstet den Mann mit der 'Pension', die ihm seinen Lebensabend schon versüßen werde. Diese Pension ist meist gering.
Wohlhabende Männer aber, die als Minister ein Gastspiel in der Politik geben, das sich hinterher meist als recht rentabel erweist, bekommen folgende Pensionen:
Dr. Georg Michaelis, jener Reichskanzler, der im Jahre 1917 seine vollendete Unfähigkeit erwies: 27600 Mark jährlich.
Dr. Wilhelm Cuno, der als Beamter die Entschädigungsverhandlungen mit den großen Schiffahrtsgesellschaften zu führen hatte und der dann - wie der Zufall spielt! - der Direktor einer solchen Gesellschaft wurde; als Reichskanzler für die Inflation deshalb nicht verantwortlich, weil man ihn für nichts verantwortlich machen kann: etwa 19000 Mark.
Gottlieb von Jagow; ganz recht, jener, der die Neugierigen warnte und später einen Hochverratsversuch machte: etwa 24000 Mark;
Dr. Lewald, ein früherer Staatssekretär von großen, hierorts nicht bekannten Verdiensten: etwa 17000 Mark;
von Tirpitz; der Alte im Barte; der Mann, der den Reichstag jahrelang hintergangen hat, um den Bau einer Flotte durchzudrücken, die im Kriege nichts genützt und nichts geschafft hat - also überflüssig gewesen ist: rund 25000 Mark. (Ihrem lieben Tirpitz: die dankbare Republik.)
Nun darf man bei Betrachtung solcher Ziffern nicht vergessen:
Dieser Staat, der solche wahnwitzigen Summen - über 23 Millionen - jährlich auszahlt, ist schwer verschuldet; stand bereits einmal vor dem Nichts, belastet seine arbeitenden Steuerzahler schwer, um diese da zu mästen.
Freilich: auch diese Pensionisten arbeiten fleißig. Ein großer Teil dieser Männer ist noch recht rüstig; hat gut bezahlte Stellungen in der Industrie, die sich niemals mit ihnen befaßte, hätten sie nicht den Titel - so daß also die frühere Staatsstellung sich schon auf diesem Wege bezahlt macht: die Republik zahlt immer weiter. Sie zahlt:
den früheren deutschen Kriegsministern nach ihrer verderblichen und dem Lande schädlichen Tätigkeit noch heute pro Mann und Nase: 25000 Mark;
sie zahlt Herrn Gustav Bauer: 11000 Mark;
sie zahlt Herrn Hermes (Mosel): 11000 Mark;
sie zahlt Herrn Emminger, der die deutschen Schwurgerichte vernichtet hat: 19000 Mark;
sie zahlt - sie zahlt - sie zahlt - und sie wird immer weiter zahlen, weil sich die Bezahlten ihre Gesetze selber machen; weil die Arbeiter und die Angestellten nicht wissen, was mit ihnen getrieben wird, und weil der Staat im Leben der Heutigen das darstellt, was die Religion im Leben der Urgroßeltern gewesen ist: eine dunkle, mysteriöse, aber auf alle Fälle anzubetende Sache.
Kurt Tucholsky. Aus: Deutschland, Deutschland. 1929. (c) Rowohlt Verlag
"Die Flut entlang der Elbe zerstörte im vergangenen Sommer Menschenleben, Gebäude, Straßen und Existenzen. Doch sie war auch Anlass für ein überwältigendes Netzwerk der Hilfe. Jetzt arbeiten die Beteiligten daran, dass es nicht mit dem Wasser verschwindet."
[Peter Lau in brand eins, dem immer wieder lesenswerten Magazin]
Wissenschaftler vom Institute of Preventive Medicine in Kopenhagen haben in den siebziger Jahren 1709 Menschen bezüglich ihres Trinkverhaltens befragt und 15 Jahre später auf ihre kognitiven Fähigkeiten hin untersucht. Menschen, die gelegentlich Wein tranken, waren demnach weniger anfällig, eine Demenz wie die Alzheimer'sche Erkrankung zu entwickeln. Die Forscher vermuten, dass die im Wein vorhandenen Flavonoide für die schützende Wirkung verantwortlich sind, vermeldet wissenschaft online unter Bezug auf Neurology 59: 1313-1319 (2002).
Es war einmal eine arme Stadt, die hat in diesen schweren Zeiten – und, liebe Leserinnen und Leser, ich weiß wovon ich schreibe, wenn ich diese Zeiten schwer nenne, denn sie sind auch an mir, einem von der Flut nicht direkt Betroffenen, aber in dritter Linie doch von ihr, weil die Kunden zum Teil direkt abgesoffen sind oder wenigstens früher von Leuten gelebt haben, die es dann im August waren und denen es deswegen nicht mehr so gut geht, abhängig bin oder genauer: gewesen bin, sozusagen Mitgenommenen, nicht vorüber gegangen - in diesen wie gesagt schweren Zeiten hat die Stadt Dresden mit dem Oberbürgermeisterdarsteller Ideen, die einem den kalten Schauer über den Rücken laufen lassen. Nein, hier geht es nicht um Schließung von Kindergartenplätzen, auch nicht um Kürzungen im Kulturbereich - es geht vielmehr um das Wohl der Anwohner, die sich schämen müssen - ja: schämen müssen - in Straßen zu leben, die nach Leuten wie Bertolt Brecht benannt sind oder in der Rudolf-Leonhard-Straße. Brecht dürfte bekannt sein: Ein notorischer Linker, genau. Und Leonhard in Nichts besser, ich meine: umfeldmäßig, denn auf Basis des Geschriebenen wollen wir die Beiden nicht vergleichen. Aber der Leonhard Rudolf war ein Anhänger Liebknechts, entnehme ich der Zeitung, und soll in der Weltbühne publiziert haben. Die war ja ganz schlimm, da haben ja auch Siegfried Jacobsohn und Kurt Tucholsky und Carl von Ossietzky gearbeitet, also mit rechten Dingen kann es da nicht zugegangen sein. Und der Weltbühne-Nachfolger, den die DDR sich leistete, hatte sein Büro sogar in der Karl-Liebknecht-Straße! Überhaupt Liebknecht! Und Karl Marx! Die braucht doch eine Stadt wie Dresden nicht zu verewigen! Also: Weg mit den Namen aus der Stadt und die Straßen umbenannt! Unverdächtige Personen wie der preußische General Finck oder der Herr von Carlowitz beziehungsweise so wesenstypische Bezeichnungen wie “Breiter Weg” oder “Flughafenstraße” sollen nach dem Willen der CDU die alten Namen ersetzen. “Politische Beweggründe”, schreibt die Zeitung, “weist die CDU von sich.” Ihr Sprecher Jürgen Eckhold hat übrigens schon von der ersten städtischen Säuberungswelle profitiert und gibt an froh zu sein, nicht mehr am Otto-Grotewohl-Platz leben und sich für seine Adresse schämen zu müssen.
Unser Lieblings-Weiterbildungsorgan für umfassenden Genuss hat uns heute zum Frühstück wieder einmal in Härte klar gemacht, dass es viele Orte in Deutschland gibt, wo man genussvoll leben kann. Dresden gehört nicht dazu. Dem aktuellen Heft lag ein Einkaufsführer mit 400 guten Adressen bei, vier davon (immerhin) auch zu Dresden. Aber was für welche: Drei Bäcker, von denen zwei ihres Stollens wegen gerühmt werden (und den wahren Meister verschwiegen: Bei uns gibt es nur selbst gemachten oder den von Bäckerei Grundmann. Das vierte genannte Geschäft ist ein zwar sehr hübscher, aber für einkaufswillige Dresdner nicht sehr genussvoller Käseladen: Während man den Einkauf für das Wochenende zu tätigen gewillt ist, kann durchaus Folgendes passieren: Ein Bus hält vor der Tür, dann noch einer, und hundert Leute stürmen herein, wollen Milch aus der Kanne ("aber gerne!”), Käse zum Sofortverzehr ("aber gerne!”), ein Foto machen ("Hören Sie sofort auf, Fotografieren ist hier verboten!”). Nein, das ist nicht gemütlich (preiswert übrigens auch nicht). Bis zur Flut haben wir unseren Käse immer bei Karstadt gekauft, die Lebensmittelabteilung war insgesamt sehr gut. Nun ist sie abgesoffen, soll aber (noch schöner, hört man) neu erstehen - im zweiten Haus der Kette, gleich gegenüber. Wenn das soweit ist, werden wir es testen und ggf. dem Feinschmecker empfehlen - denn auch Dresdner leben nicht nur vom Stollen!
PS: Nein, wir ziehen nicht um, auch wenn beispielsweise für München 21 Einträge – Metzger, Obst, Gemüse, Käse, Bäcker, Wild, Fisch, Kaffee – zu finden sind und für Hamburg gar 28.
Am Anfang war die Unentschiedenheit: Heute, schlug die beste Gemüseschnipselhilfe vor, sei ihr nach Spaghetti nur mit Koblauch und Nudeln. In Fachkreisen, beim Italiener und in Rezeptbüchern kennt man das: Aglio e Olio.
Also machte ich mich dran, Knofel zu pellen: Pro Person eine, also heute zwei Zehen (nicht zu kleine, sonst drei!). Während in allerlei Quellen die Knoblauchzehen durch die Presse gejagt werden, bevorzuge ich es, sie in hauchdünne Scheiben zu schneiden. Ebenfalls liebe ich es, abweichend vom puritanischen Ursprungsrezept, ein oder zwei Schalotten in sehr kleine Würfel zu schneiden und mit zur Sauce zu geben.
Schälen, schälen, schälen - schneiden, schneiden, schneiden.
Reichlich gutes Olivenöl (bitte: bei diesem Gericht italienisches, vielleicht aus der Toscana?) in einem Topf langsam erwärmen, um dann darin Knoblauch und Schalotte unter ständigem Rühren zu dünsten.
Die Spaghetti (pro Person 100 Gramm) kamen soeben ins ausreichend bemessene kochend heiße und gesalzene Wasser, als die Meine eine spontane Veränderung des Geschmacks ankündigte: Ihr sei doch nach Tomatensauce.
Voila: Eine Möhre putzen und in klitzekleine Würfel schneiden. Etwas Zucker in die bisherige aglio e olio geben, Möhrenwürfel hinzu geben, rühren. Eine Dose Tomatenmark öffnen und den Inhalt zur Sauce geben, mit Wasser (wenn es sich ergibt: halb Wasser, halb Rotwein) auffüllen. Oregano (nicht zu viel), Basilikum (ein wenig, möglichst frisch), Pfeffer (weißer) und Salz hinzufügen. Rühren, köcheln lassen.
Parmesan reiben - reichlich! Und servieren, und genießen. Und lecker!
Der erste Satz: "Draußen auf Feld und Flur ist der rüstige Rentner eine eher harmlose Erscheinung."
Der letzte Satz: "Es wird böse enden."
Und dazwischen zieht Willi Winkler über den lieben rüstigen Rentner her: "Deshalb frequentiert er vorzugsweise in der Mittagszeit überlastete Postämter, besetzt abends immer schon die letzten Plätze im Restaurant und rottet sich am Samstag an der Supermarktkasse zusammen, wo er mit Vorliebe unerbetene Ratschläge zur Kindererziehung feilbietet."
Ach ja, übrigens: Wer selbst auf dem besten Weg zum Rentnerdasein ist, erinnert sich natürlich gerne an den Satz, dass es böse enden werde: Er stammt aus dem Kultfilm "Zur Sache Schätzchen" mit Uschi Glas als Schätzchen und Werner Enke als "nur ‘n bisschen fummeln"-Martin. Regie führte May Spills.
In der Wochenendbeilage der Printausgabe unserer Lieblingszeitung gibt es einen Beitrag "An Sie, unsere lieben Leserinnen". Da fühlt man(n) sich natürlich sofort angesprochen und freut sich, die Anzeige für das neue Yves-Saint-Laurent-Parfüm M7 zu erblicken. Das Motiv sei bislang nur in der französischen Ausgabe der Vogue erschienen, schreibt die Redaktion und beteuert, dass die (derzeit unter Anzeigenverlust leidende) deutsche Journaille "ersten derart frontal aufgenommenen nackten Mann in der Werbung" auch gerne mal "drücken, ähem, drucken" würde.
Seit nunmehr über einem Jahr stagniert die Entwicklung in Dresden unter dem neuen Oberbürgermeister Roßberg. Neben Streichungen in vielen Bereichen droht die Schließung der Staatsoperette Dresden, dem einzigen Operettentheater in Deutschland.
Investoren aber stehen Schlange, um im Stadtzentrum eine neue Operette für die Stadt Dresden zu bauen oder den Umzug der Philharmonie in einen würdigen und klingenden Konzertsaal zu bewerkstelligen.
Einer dieser Investoren hat für den Um- und Neubau des Kulturpalastes den bedeutenden Berliner Architekten Hans Kollhoff (Hochschullehrer an der ETH Zürich) gewonnen. Zur Vorstellung und zur Diskussion dieser Pläne findet am 11.11.2002 von 19 bis 21 Uhr ein Live-Chat statt.
Kurt Tucholsky hat sich mehrfach mit Nachrufen beschäftigt - auch über seinen eigenen...
Mein Nachruf
Auf eine Rundfrage
Wie mein Nachruf aussehen soll, weiß ich nicht. Ich weiß nur, wie er aussehen wird. Er wird aus einer Silbe bestehen.
Pappa und Mamma sitzen am abgegessenen Abendbrottisch und vertreiben sich ihre Ehe mit Zeitungslektüre. Da hebt Er plötzlich, durch ein Bild von Dolbin erschreckt, den Kopf und sagt: »Denk mal, der Theobald Tiger ist gestorben!« Und dann wird Sie meinen Nachruf sprechen. Sie sagt:
»Ach -!«
(Kurt Tucholsky, Die Literarische Welt, 15.04.1927, Nr. 15, S. 3) (c)Rowohlt Verlag)
Nachrufe und hintergründige Beiträge zum Tod von Rudolf Augstein bringt meine Lieblingszeitung gleich an mehreren Stellen. Sehr lesenswert ein kleiner Text von Rudolf Augstein, geschrieben am 11. Oktober 1950: "Bis dahin werden wir recht und schlecht unsere Zeitung machen wie die Politiker ihre Politik. Auch ein Interim hat nichts klägliches, wenn man sich klar ist, daß man den Stein der Weisen nicht in Erbpacht besitzt."
Es ist unglaublich, wie viele Firmen immer noch nicht wissen, was sie vom Internet haben (könnten). Der Anlass für diese Geschichte ist eher ein trauriger - der gestrige Flugzeugabsturz in Luxemburg. Doch die Handlung spielt sozusagen neben der Absturzstelle...
Da wohnt und arbeitet in Dresden jemand, der in Luxemburg zu Hause ist und als eBusiness Consultant was von der Materie Internet versteht. Nach dem Unglück stellt er fest, dass die Seiten von RTL Luxemburg hoffnungslos überlastet sind (naja, eigentlich ist es der Server...) und bietet Hilfe an: Er spiegelt die Seiten bei sich, informiert den Webmaster und bittet um das OK.
Statt sich zu freuen, dass die Last Aufrufe nun verteilt ist, erfolgt eine schnelle Antwort: "We are not interested in any mirroring of our site. We ask you hereby to stop this procedure immediately!"
Verständnislos nimmt Martin Röll die gespiegelten Seiten wieder vom Netz - und schreibt auch darüber in seinem Weblog. Oh, das ist aber frech: prompt kommt Post aus Luxemburg: "This email was sent to YOU privately and is not intended to be put online!" Weil er keine Lust auf Streit hatte, nahm Martin auch diesen Text aus dem Netz.
Und was lernt uns das, wie mein alter Kumpel Michael es zu formulieren pflegte: Erstens haben sie nichts verstanden und zweitens erteilen sie privat dienstliche Anweisungen, die kein anderer versteht. Nur: wenn die Mail privat war, dann hätte der Text vielleicht gar nicht...
Mehr steht natürlich im Spiegel. Man muß Rudolf Augstein nicht gemocht haben, um anzuerkennen, daß er einer der einfußreichsten (und auch einer der wenigen) Leute war, die die damals junge BRD auf den Weg vom Obrigkeitsstaat zur Demokratie »geschubst« haben. Ich bin traurig.
[gelesen im Schockwellenreiter - und er hat Recht, wie (fast) immer]
Ist das schon eine Kampagne oder setzt sich nur die Wahrheit durch? Auf der Medienseite der gleichen Zeitung, die Marius Müler Westernhagen Stillstand vorwirft, endet ein Beitrag über Inge Meisel und die SKL-Show so: "Für zwei kurze Momente wehte dann doch noch ein Hauch Inge durch die Show. Einmal war es der Rockmusiker Jack Bruce, der ein bisschen so aussah, als trage er eine Meysel-Maske, und ein anderes Mal glaubte man, einen Ausschnitt aus Die Unverbesserlichen zu hören, just jene Szene, in der Inge Meysel so wunderbar klagend „Mutter“ seufzt.
Das war nur eine akustische Täuschung, denn auf der Bühne stand Marius Müller-Westernhagen. Immerhin der beste Beleg dafür, dass RTL auch Platz für ältere Menschen hat."
Das historische Zentrum Dresdens mit der Hofkirche, dem Schloss (man sieht links neben der Hofkirche den Hausmannturm) und - natürlich - der Elbe mit der Augustusbrücke übt nicht nur auf jährlich etwa sieben Millionen Touristen besonderen Reiz aus: Auch die Dresdner lieben ihre Stadt und hätten sie am liebsten so wie zu Zeiten August des Starken...
Dresden mit Hofkirche, Schloss und Augustusbrücke, 22.8.2001. Bild: UVS
Geahnt haben wir es schon immer, nun ist es auch erforscht: Die Dresdner haben ein besonders enges Verhältnis zu ihrer Stadt. Dresdner im Sinne dieser Untersuchung (und auch der von uns unwissenschaftlich fetsgestellten Erfahrung) sind auch zugereiste Neu-Dresdner, die - irgendwann mal wieder aus Dresden verschwunden, weil das Jobkarussel es so wollte - meist zu Wochenenden zurück kommen, um zu schauen, ob noch alles in Ordnung sei... Das immer noch vorhandene Trauma der Zerstörung würde sich beispielsweise an der Sorge um das Stadtbild bemerkbar machen: "Die Dresdner wünschen sich das Alte zurück. Dresden soll wieder schön sein.“ Allerdings kann die Zerstörung von 1945 allein nicht daran Schuld sein, denn die Wissenschaftlerin fand heraus, dass fast alle heute genannten Punkte bereits Ende des 18. Jahrhunderts das Verständnis der Dresdner von ihrer Stadt prägten. Die Dresdner waren halt schon immer so - und werden es wohl auch bleiben...
[Info von Birgit (mündlich) und Martin (per Mail)]
Wer sich ein Bild von Kurt Tucholsky ansieht, der merkt ihm den Genussmenschen an. Schön, wenn man nicht allein ist. Schade, dass Tucho noch keine Magic Soup kannte - dann hätt er sicher drüber geschrieben. Aber der Traum von der großen Lange ist ja auch ganz nett: Ssälawih!
Ideal und Wirklichkeit
In stiller Nacht und monogamen Betten
denkst du dir aus, was dir am Leben fehlt.
Die Nerven knistern. Wenn wir das doch hätten,
was uns, weil es nicht da ist, leise quält.
Du präparierst dir im Gedankengange das,
was du willst - und nachher kriegst dus nie . . .
Man möchte immer eine große Lange,
und dann bekommt man eine kleine Dicke -
C'est la vie -!
Sie muß sich wie in einem Kugellager
in ihren Hüften biegen, groß und blond.
Ein Pfund zu wenig - und sie wäre mager,
wer je in diesen Haaren sich gesonnt . . .
Nachher erliegst du dem verfluchten Hange,
der Eile und der Phantasie.
Man möchte immer eine große Lange,
und dann bekommt man eine kleine Dicke -
Ssälawih -!
Man möchte eine helle Pfeife kaufen
und kauft die dunkle - andere sind nicht da.
Man möchte jeden Morgen dauerlaufen
und tut es nicht. Beinah . . . beinah . . .
Wir dachten unter kaiserlichem Zwange
an eine Republik . . . und nun ists die!
Man möchte immer eine große Lange,
und dann bekommt man eine kleine Dicke -
Ssälawih -!
Theobald Tiger, Die Weltbühne, 05.11.1929, Nr. 45, S. 710,
wieder in: Lerne Lachen. (c) Rowohlt Verlag]