Während über das Liebesleben der Maikäfer allerorten geforscht und nachgedacht wird, ist das der Skulpturen im Palais im Großen Garten zu Dresden weitgehend unerforscht. Große Kenner der Kunstszene haben sich natürlich ihre Gedanken gemacht, dabei aber (bewusst?!?) Kleinigkeiten übersehen, die eigentlich offensichtlich sind. Manchmal, aber nur manchmal, gibt es zarte Andeutungen, wie in einem (unveröffentlichten) Papier von Joachim Menzhausen: "Die Falten ihrer Kleidung stehen noch immer in Permoserscher Art gratig über Mulden, in denen sich der Körper durchdrückt."
Balthasar Permoser, um die Unbekannte im zitierten Satz aufzulösen, war Hofbildhauer in Dresden. 1689 kam er aus Florenz und schuf in Dresden Meisterwerke der Bildhauerkunst.
Doch zurück zum Sex in the Garden: Was Menzhausen offensichtlich auch gesehen hat und nicht zu schreiben wagte, soll am heutigen Karnevalssonntag beispielhaft über das wahre Wesen der Skulpturen nachgedacht werden.
Sehen wir uns diesen zufrieden dreinblickenden Putto an. Pausbäckig (wie man das von seinesgleichen erwartet) und den Schelm um die Mundwinkel. Worauf freut er sich? Auf die Weintrauben, die vorn rechts im Bild angedeutet sind? Oder ist er einfach nur so ein fröhliches Männlein in netter Umgebung?
Um diese Frage beantworten zu können, wechseln wir die Perspektive und zoomen ein wenig aus. Nicht uninteressant ist, wo die Trauben hängen, denn wir erkennen, dass Freund Putto an einem Bein lehnt und sich da an irgendwas festklammert. Aber was ist das, wo der Zeigefinger steckt?
Wir stellen die Beantwortung der Frage ein wenig zurück und sehen einfach mal hoch. Oh: Da sehen wir ja das Gesicht zum Bein! Interessanter Typ, mit Trauben auf dem Kopf und einem Hörnchen...
...und wie der guckt! So sinnig-versonnen-zufrieden. Der Mund hat Züge des Genießens, unverkennbar.
Und was ist das? Da sieht ja einer zu! Will wohl nicht erkannt werden, weswegen er sich hinter der Maske verbirgt. Aber, mal ehrlich,er scheint seinen Spaß zu haben, der alte Spanner. Feixt sich eins und freut sich des Lebens. Dabei hat er (sieht man nicht auf dem Bild, stimmt aber) einen Pferdefuß. Putto übrigens auch...
Und so stehen sie da auf ihren Postamenten im Palais, und alle sehen nur immer alles Mögliche, aber nicht das Wesentliche.
Musste doch mal gesagt werden!
(Klicken auf die Bilder (alle von UVS) öffnet größere Versionen!)